Die Leihmutterschaft ist eine der komplexesten Methoden der assistierten Reproduktion. Sie beinhaltet eine Frau – die Leihmutter – die ein Kind für ein anderes Paar oder eine Einzelperson austrägt und gebärt, die selbst keine Schwangerschaft austragen können. Obwohl diese Praxis Tausenden von Familien weltweit Hoffnung gebracht hat, bleibt sie Gegenstand zahlreicher rechtlicher, ethischer und medizinischer Debatten.
Was ist Leihmutterschaft?
Was ist Leihmutterschaft?
Wenn heute von Leihmutterschaft die Rede ist, ist damit in der Regel die gestationelle Leihmutterschaft gemeint. Dabei trägt die Leihmutter einen Embryo aus, der durch In-vitro-Fertilisation (IVF) aus den Eizellen und Spermien der Wunscheltern oder von Spendern entstanden ist. Die Leihmutter hat keine genetische Verbindung zum Kind. Diese Form der Leihmutterschaft ist weltweit gängige Praxis, da sie viele rechtliche und ethische Probleme älterer Formen vermeidet.
Warum Leihmutterschaft?
Leihmutterschaft ist eine Option für Paare und Einzelpersonen, die sich mit folgenden Problemen konfrontiert sehen:
• Medizinische Kontraindikationen für eine Schwangerschaft (z. B. schwere angeborene oder erworbene Erkrankungen der Gebärmutter, Herzkrankheiten)
• Wiederholte Fehlgeburten
• Fehlgeschlagene IVF-Versuche
• Gleichgeschlechtliche Paare oder alleinstehende Männer, die ein biologisches Kind möchten
Medizinische Aspekte
Die medizinischen Verfahren bei der Leihmutterschaft entsprechen denen der klassischen IVF. Der Embryo wird aus den Gameten der Wunscheltern (oder Spender) erzeugt und in die Gebärmutter der Leihmutter übertragen.
Zentrale Herausforderungen sind:
• Medizinische Risiken für die Leihmutter (wie bei jeder Schwangerschaft – Präeklampsie, Schwangerschaftsdiabetes, Kaiserschnitt)
• Psychologische Vorbereitung und Unterstützung
• Sicherstellung einer hochwertigen pränatalen und postnatalen Versorgung
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die rechtliche Regelung der Leihmutterschaft variiert erheblich zwischen den Ländern:
• In einigen Ländern (z. B. Ukraine, Georgien, bestimmte US-Bundesstaaten) ist die Leihmutterschaft legal und geregelt.
• In anderen (z. B. Deutschland, Frankreich, Österreich) ist sie vollständig verboten.
Dies führt zum sogenannten „reproduktiven Tourismus“ – Paare reisen in Länder, in denen die Leihmutterschaft legal ist, sehen sich jedoch später mit komplizierten Verfahren zur Anerkennung der Elternschaft in ihrem Heimatland konfrontiert.
Ethische Dilemmata
Die Leihmutterschaft wirft zahlreiche ethische Fragen auf:
• Werden Leihmütter wirtschaftlich ausgebeutet?
• Wie werden die Rechte der Leihmutter und des Kindes geschützt?
• Ist es gerechtfertigt, Reproduktion zu kommerzialisieren?
Internationale Organisationen wie die ESHRE (European Society of Human Reproduction and Embryology) betonen die Bedeutung ethischer Standards, Transparenz und des Schutzes aller Beteiligten im Prozess.
Fazit
Die Leihmutterschaft bietet vielen Familien Hoffnung, die ansonsten keine Möglichkeit hätten, ein biologisches Kind zu bekommen. Die rechtlichen und ethischen Herausforderungen machen sie jedoch zu einem der umstrittensten Themen in der modernen Reproduktionsmedizin. Die Zukunft der Leihmutterschaft hängt von globalen Bemühungen ab, die Rechte der Wunscheltern, der Leihmütter und die Interessen des Kindes in Einklang zu bringen.
Referenzen
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