Die Insemination ist eine der ersten und einfachsten Formen der Kinderwunschbehandlung. Diese Methode gehört zu den assistierten Reproduktionstechniken und stellt eine minimal-invasive Möglichkeit dar, die Chancen auf eine Empfängnis zu erhöhen. Dabei wird aufbereitetes Sperma des männlichen Partners zum Zeitpunkt des Eisprungs direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht. Der Eingriff kann im natürlichen Zyklus erfolgen, aber auch in einem hormonell stimulierten Zyklus, je nach den individuellen Bedürfnissen des Paares.
VORTEILE DER INSEMINATION
Im Vergleich zu anderen Methoden der assistierten Reproduktion bietet die Insemination zahlreiche Vorteile. Es handelt sich um einen einfachen, schnellen und nicht-invasiven Eingriff, der keine Anästhesie oder Operation erfordert. Im Vergleich zu komplexeren Methoden wie der In-vitro-Fertilisation (IVF) ist die Insemination sowohl kostengünstiger als auch körperlich weniger belastend für die Frau. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, den Eingriff mehrmals zu wiederholen, wodurch sich die Erfolgschancen erhöhen.
WANN WIRD EINE INSEMINATION EMPFOHLEN?
Die Insemination eignet sich für Paare mit milderen Formen der Unfruchtbarkeit oder Problemen bei der natürlichen Empfängnis. Die häufigsten Indikationen für diesen Eingriff sind:
- Mildere Formen männlicher Unfruchtbarkeit:Verminderte Konzentration, Beweglichkeit oder Morphologie der Spermien, jedoch mit ausreichend gesunden Spermien für eine erfolgreiche Aufbereitung und Anwendung.
- Unerklärte (idiopathische) Unfruchtbarkeit:Wenn trotz umfangreicher Untersuchungen keine Ursache für die Unfruchtbarkeit gefunden werden kann.
- Ovulationsstörungen:Bei unregelmäßigem Eisprung oder polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) kann die Insemination mit einer Ovulationsstimulation kombiniert werden, um die Erfolgschancen zu erhöhen.
- Zervikaler Faktor:Wenn der Zervixschleim das Eindringen der Spermien in die Gebärmutter behindert oder verhindert.
- Samenallergie: In seltenen Fällen, in denen eine Frau allergisch auf Proteine im Samenplasma reagiert, kann durch das Einbringen des aufbereiteten Spermas in die Gebärmutter der Kontakt mit dem Zervixschleim vermieden werden.
VORBEREITUNG AUF DIE INSEMINATION
Um die Erfolgschancen zu erhöhen, sind vor der Insemination entsprechende Untersuchungen und vorbereitende Maßnahmen erforderlich. Dazu gehören:
- Gynäkologische Untersuchung und Ultraschall:Kontrolle der Gebärmutter und der Eierstöcke, um sicherzustellen, dass keine anatomischen oder funktionellen Hindernisse vorliegen.
- Abstriche auf Infektionen:Tests auf Chlamydien, Mykoplasmen und Ureaplasmen, um Infektionen auszuschließen, die das Ergebnis beeinträchtigen könnten.
- Spermaanalyse:Untersuchung des Spermas des Partners hinsichtlich Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien.
- Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit (HSG oder HyCoSy):Sicherstellung, dass die Eileiter durchgängig sind und die Spermien die Eizelle erreichen können.
ABLAUF DER INSEMINATION
Die Insemination erfolgt in mehreren Schritten:
- Ovulationsüberwachung: Mithilfe von Ultraschall und Messung des luteinisierenden Hormons (LH) wird der genaue Zeitpunkt des Eisprungs bestimmt. In manchen Fällen wird der Eisprung durch eine hCG-Injektion ausgelöst.
- Spermaaufbereitung: Der Partner gibt eine Samenprobe ab, die im Labor mittels spezieller Methoden wie dem Swim-Up-Verfahren oder Dichtegradientenzentrifugation aufbereitet wird, um die beweglichsten und qualitativ hochwertigsten Spermien zu isolieren.
- Insemination: Mit einem dünnen Katheter wird das aufbereitete Sperma direkt in die Gebärmutter eingebracht. Der Eingriff ist schmerzfrei, dauert nur wenige Minuten und erfordert keine Anästhesie.
- Nach dem Eingriff:Die Frau kann sofort zu ihren gewohnten Aktivitäten zurückkehren. Etwa 14 Tage nach der Insemination wird ein Schwangerschaftstest (β-HCG) durchgeführt.

ERFOLGSCHANCEN
Die Erfolgsrate der Insemination hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Alter der Frau, die Ursache der Unfruchtbarkeit, die Spermienqualität und die Art der Stimulationsbehandlung. Im Allgemeinen liegt die Erfolgsrate pro Zyklus zwischen 10 % und 20 %, kann jedoch höher sein, wenn die Insemination in mehreren aufeinanderfolgenden Zyklen oder in Kombination mit einer Ovulationsstimulation durchgeführt wird. Wenn nach mehreren Versuchen keine Schwangerschaft eintritt, wird empfohlen, auf komplexere Methoden wie die IVF umzusteigen.
FAZIT
Die Insemination ist eine einfache, schmerzfreie und relativ kostengünstige Methode zur Behandlung von Unfruchtbarkeit. Auch wenn sie nicht immer beim ersten Versuch erfolgreich ist, kann sie bei richtiger Vorbereitung und individueller Anpassung in vielen Fällen zum Erfolg führen. Dieses Verfahren bietet Paaren mit milden Formen der Unfruchtbarkeit eine natürliche und weniger invasive Möglichkeit, ihre Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
REFERENZEN
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