Eine bewusste Vorbereitung erhöht die Chancen auf eine gesunde Schwangerschaft. Nahrungsergänzungsmittel können dabei helfen, den Körper optimal auf die Empfängnis vorzubereiten und wichtige Nährstoffe rechtzeitig aufzubauen.

Immer mehr Paare setzen bei Kinderwunsch auf eine gezielte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Doch warum betonen Reproduktionsmediziner, dass Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien mindestens vier Monate vor einer geplanten Schwangerschaft eingenommen werden sollten? Die Antwort liegt in den biologischen Zyklen von Eizellen und Spermien – und in der Rolle, die Mikronährstoffe für die Fruchtbarkeit und die frühe Embryonalentwicklung spielen.

1. Der Reifungszyklus der Eizellen

Eizellen benötigen rund 90 bis 120 Tage, um vollständig zu reifen, bevor sie zur Befruchtung bereitstehen. Während dieser Zeit sind sie empfindlich gegenüber oxidativem Stress und Nährstoffdefiziten. Studien zeigen, dass Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Coenzym Q10 die Eizellqualität verbessern können, indem sie freie Radikale neutralisieren und die mitochondriale Funktion unterstützen (Bentov & Casper, 2013). Eine kontinuierliche Supplementierung über mehrere Monate stellt sicher, dass die Eizellen während des gesamten Reifungsprozesses optimal versorgt sind.

2. Spermienqualität braucht Zeit

Auch bei Männern dauert die Spermatogenese – die Bildung neuer Spermien – etwa 74 Tage, hinzu kommen weitere Wochen für die Reifung und den Transport. Nährstoffe wie Zink, Selen, L-Carnitin und Omega-3-Fettsäuren verbessern nachweislich die Beweglichkeit und Morphologie von Spermien (Showell et al., 2014). Eine Supplementierung über mindestens drei bis vier Monate trägt dazu bei, gesunde und befruchtungsfähige Spermien hervorzubringen.

3. Hormonelle Balance und Zyklusregulation

Neben Eizellen und Spermien spielen Hormone eine entscheidende Rolle. Vitamin D, B-Vitamine und Omega-3-Fettsäuren können den Hormonhaushalt stabilisieren und so einen regelmäßigen Zyklus unterstützen (Ruder et al., 2009). Ein ausgeglichener Zyklus erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis und erleichtert die Bestimmung der fruchtbaren Tage.

4. Prävention von Nährstoffmängeln

Viele Frauen beginnen mit Nahrungsergänzungsmitteln erst, wenn die Schwangerschaft bereits eingetreten ist. Doch gerade die ersten Wochen, oft noch bevor die Frau von ihrer Schwangerschaft weiß, sind entscheidend für die Entwicklung des Embryos. Vor allem Folsäure ist unverzichtbar, um Neuralrohrdefekte zu verhindern (Czeizel & Dudas, 1992). Eine Supplementierung mehrere Monate im Voraus schützt vor Defiziten und schafft die Grundlage für eine gesunde Schwangerschaft.

5. Langfristige Gesundheit der Mutter

Eine längere Supplementierung wirkt sich nicht nur auf die Fruchtbarkeit, sondern auch auf die allgemeine Gesundheit der Frau aus. Vitamine und Mineralstoffe stärken das Immunsystem, fördern die Energieproduktion und unterstützen die Anpassung an die körperlichen Belastungen von Schwangerschaft und Stillzeit. Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft gut mit Mikronährstoffen versorgt sind, zeigen bessere Schwangerschaftsverläufe und geringere Risiken für Komplikationen wie Präeklampsie (Duley, 2009).

FAZIT

Die Wissenschaft ist sich einig: Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln über mindestens vier Monate vor einer geplanten Schwangerschaft ist kein überflüssiger Trend, sondern eine medizinisch fundierte Strategie, um die Chancen auf eine gesunde Empfängnis und eine komplikationsfreie Schwangerschaft zu erhöhen.

REFERENZEN

Bentov, Y., & Casper, R. F. (2013). The aging oocyte—can mitochondrial function be improved? Fertility and Sterility, 99(1), 18–22. https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2012.11.031

Czeizel, A. E., & Dudas, I. (1992). Prevention of the first occurrence of neural-tube defects by periconceptional vitamin supplementation. New England Journal of Medicine, 327(26), 1832–1835. https://doi.org/10.1056/NEJM199212243272602

Duley, L. (2009). The global impact of pre-eclampsia and eclampsia. Seminars in Perinatology, 33(3), 130–137. https://doi.org/10.1053/j.semperi.2009.02.010

Haggarty, P., et al. (2006). Effect of B vitamins and genetics on success of in-vitro fertilization: A review. Reproductive BioMedicine Online, 13(2), 242–249. https://doi.org/10.1016/S1472-6483(10)60623-1

Ruder, E. H., Hartman, T. J., Reindollar, R. H., & Goldman, M. B. (2009). Female dietary antioxidant intake and time to pregnancy among couples treated for unexplained infertility. Fertility and Sterility, 91(6), 2166–2172. https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2008.03.022

Showell, M. G., Mackenzie-Proctor, R., Brown, J., Yazdani, A., Stankiewicz, M. T., & Hart, R. J. (2014). Antioxidants for male subfertility. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2014(12), CD007411. https://doi.org/10.1002/14651858.CD007411.pub3

Vujkovic, M., et al. (2010). The impact of preconception dietary patterns on fecundability. Fertility and Sterility, 94(3), 1202–1207. https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2009.05.061